Publisher's Synopsis
Excerpt from Hegel's Ansichten Über Erziehung und Unterricht, Vol. 1 of 3: Als Fermente für Wissenschaftliche Pädagogik; Zum Begriff der Erziehung, zur Anthropologisch-Psychologischen und Ethisch-Politischen Basis, Sowie zur Methodik der Erziehungslehre Gehöriges
Das Vorurtheil, diese mächtigste Tyrannis im Menschen geschlecht, hat in zwei Richtungen des natürlichen und stindigen Menschen seinen Sitz, einmal in dem Leichtsinn oder der Denk und Willensfaulheit und da ist es meist unbewusst, sodann zwei tens ia der Selbstsucht und der eigentlich positiven' Sünde, da ist es etwas Bewusstes. Zur Ehre des Menschengesehlechts muss aber dennoch, so gering auch die Entschuldigung ist, gesagt wer den dass der grösste Theil der Vorurtbeile in dem Leichtsinn' seinen Sitz hat, wo denn zugleich auch das ganze Gebiet der. Sympathien, Antip?bien und Idiosyncrasien eine Hauptrolle spielt. Entweder Dieser oder Jener hat mir gesagt, Dieser oder Jener tauge nichts gleich urtheile ich ebenso, ohne vielleicht jemals den Menschen gesehen zu haben oder irgend eine einzige seiner Leistungen geprüft zu haben, oder ich sehe einen Menschen zum.ersten Mal, er gefällt mir das erste Mal nicht, gleich hin ich vielleicht für alle Zeiten voll Vorurtheile gegen ihn; oder bei ei ner Beise in ein fremdes Land erlebe ich bei dem Eintritt in dasselbe etwas Unangenehmes, ich werde vielleicht von einem Bewohner brutal behandelt, oder das erste Wirthshaus ist schmutzig, ich vorlesen das Land und behalte zeitlebens das Vorurtheil, jenes Volk sey ein brutales, sey ein schmutziges, unreines. Oder die Jesuiten lehren in ihren Schulen, Luther habe die katholische Kirche nur deshalb verlassen, um sich eine Frau zu nehmen, d.h. Aus 'rein ?eischlicher Sinnesiust, wie sie sagen, und ihr gan zes Leben behält die katholische Jugend ihr Vorurtheil gegen Luther. Nun, dieses ungeheure Gebiet der Vorurtheile die un sere eigene Selbsterkenntniss und Entwicklung des Geistes, sowie die Gesammtentvricklnng des Geisterreichs auf Erden so furchtbar hemmen, wer kennt sie nicht und wer räumte nicht ein, dass sie auf unserm Leichtsinn, unserer Denk und Willens Faulheit beruhen. Mit diesem Leichtsinn und dieser Willens und Denkfaulheit operiren die bösen Menschen täglich ganz bequem zum Web derjenigen ihrer Mitmenschen die sie hassen und beneiden, so wie zum Verderben der grössern Gemeinschaft. Die Verläumder streuen irgend eine Bemerkung am passenden Orte aus nur! Die Hörenden verwandeln diese Bemerkung sofort in*ein festes Vortr?heil. An alle socialen Verhältnisse umstürzen wol lenden Frevler sagen ihrer Tendenz gemäss der grossen Masse über andere Parteien auf deren Sturz es losgehu soll, diess und jenes, und die Massen verwandeln dasselbe in feste verderben bringende Vorurth9ile. Sie vorstehn das Gesagte nicht, sie haben den Inhalt nicht untersucht, sie urtheilen vor dem Urtheil, aber kurz, sie thun es, und das Ende vom Liede bleibt immer die traurige Wahrheit, dass in unserm privaten wie socialen Leben dievorurtheile!din verzehrendate, am meisten vermistende Macht sind.
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