Publisher's Synopsis
Excerpt from Geschichte der Theorie der Tragodie, von Gottsched bis Lessing: Ein Beitrag zur Geschichte der Deutschen Asthetik; Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde der Philosophischen Fakultat zu Leipzig
Rudolf Eucken, Die Lebensanschauung der grossen Denker. 2. Aufl. Leipzig 1897. S. 9.dadurch, da wir verschiedene Dichtungsgattungen, Drama, Epos, Lyrik, Didaktik u. S. F. Unterscheiden, geben wir in gewissem Grade Normen, 1 und wenn jemand etwa auf ein Drama den Stil einer anderen Dichtungsart ubertragen wollte, wurden wir sagen, das Werk sei als Drama schlecht, weil es unseren Vor'stellungen vom Drama widersprache. Und worauf beruhen diese Vorstellungen anders, als auf gewissen stillschweigend anerkannten Gesetzen, die jeder Dichtungsart erst ihr eigenes, charakteristisches Geprage ver leihen? Sowie wir das aber zugeben, werden wir auch ein Drama, _ in das in hohem Grade die zustandliche epische Schilderung hinein getragen wird, oder eine Lyrik von uberwiegend didaktischem Cha rakter ablehnen. Oder, um ein konkretes Beispiel anzufuhren: die Norm des menschlich Bedeutungsvollen wird in jedem wahren Kunst werk erfullt sein mussen, heute, wie ehedem, wie zukunftig, weil die Erfahrung uns lehrt, da ohne jene Norm eine asthetische Befriedi gung nicht eintreten kann. Alle wahrhaft groen Kunstwerke bieten einen deutlichen Beleg fur die Richtigkeit meiner Behauptung, durchaus auch die Goethes, mit dessen geweihtem Namen sich so mancher stumperhafte Dramatiker von heute gerade in diesem Punkte zu decken sucht. 2 Um meine Stellung zu verdeutlichen, mochte ich die Ethik zum Vergleiche heranziehen, mit deren Gesetzen es sich genau so verhalt, wie mit denen der Asthetik. 3 Die Begriffe von Gut und Bose sind auch nur relative, aber sie beruhen auf absolut feststehenden Fundamentalgesetzen. Einen Menschen, der einem Wohlthaten erwiesen, ohne Grund meuchlings zu uberfallen und niederzumachen, gilt heute wie allezeit als eine Schadigung der Ge samtheit und damit als eine bose Handlung. Daraus leitet dann die Ethik die ganz bestimmte Norm ab: Du sollst (von gewissen Sonderfallen abgesehen) nicht toten. Ebenso nun, wie die Ethik allgemeine Regeln fixiert, ohne deren Beobachtung ein gutes Leben nicht moglich ist, stellt die Asthetik Grundnormen auf, deren Ver nachlassigung den Begriff des Kunstwerks einfach auf hebt Ich meine, da die, welche alle Normen negieren, sich der gleichen Selbsttauschung hingehen wie der Positivismus, wenn er nichts gelten lassen will als die reine Erfahrung. Wie bei diesem sich doch un bewut die verknupfende Thatigkeit der Denkfunktion einschleicht. About the Publisher Forgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.com This book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully; any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.