Publisher's Synopsis
Die vorliegende Studie versucht, unter besonderer Betonung der Rückstellung von zwischen 1938 - 1945 entzogenem Vermögen bzw. der Entschädigung für einzelne nicht mehr restituierbare Vermögenswerte des Vermögens von Juden und Jüdinnen, neue Erkenntnisse sowohl über den Vermögensentzug als auch die Restitution nach 1945 sowie über die dazwischen liegenden Wechselbeziehungen zu gewinnen. Aus den im Österreichischen Staatsarchiv liegenden rund 60.000 Vermögensanmeldungen wurde eine repräsentative Stichprobe gezogen. Die darin enthaltenen Angaben wurden durch Informationen über Rückstellung bzw. Entschädigung entzogenen Vermögens aus den Nachkriegssunterlagen - soweit vorhanden - erweitert, ergänzt und in einer Datenbank erfasst. In erster Linie wurden, vor allem die Akten aus dem Bereich der Finanzlandesdirektion Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie des Abgeltungsfonds, daneben aber auch andere geeignete Quellenbestände herangezogen, wie z.B. Grundbücher, die Anmeldungen über entzogenes Vermögen gemäß der so genannten Vermögensentziehungs-Anmeldungsverordnung und Akten zu Restitutionsverfahren vor Rückstellungskommissionen. Ergänzt wurden die Verlust- und Entschädigungsdaten durch jene Fälle geschädigter Personen im Sample, die über das Kriegs- und Verfolgungssachschädengesetz eine Teilkompensation erhielten. Neben einer Analyse der Globalzahlen der Vermögensentwicklung wurden auch die zentralen Kategorien wie Liegenschaften, Kapitalvermögen (unter Einschluss von Unternehmensbeteiligungen), Schmuck und Versicherungen im Detail untersucht. Die auf Grund der hohen Liquidationsrate spärlichen Restitutionsdaten zu Unternehmen ließen nur Teilbewertungen zu, bestimmte Trends zeigen sich aber auch hier. Das hier vorgelegte Arbeit unterscheidet sich von herkömmlichen Statistikprojekten dadurch, dass bei Auswertung und Analyse der Daten eine umfassende historische Quellenkritik sowohl im Bereich des Vermögensentzugs als auch der Restitution permanent angewandt wurde. Durch den spezifischen Zugang können fragmentarische Ergebnisse Erkenntnisse liefern, die für die Gesamtinterpretation der drei Vermögensbewegungen von Juden und Jüdinnen sowie deren Erben - Stand 1938, Entzug bis 1945 und Restitution nach 1945 - nützlich sind. Zu den Autoren: Vitali Bodnar, Mag. Phil., Übersetzer und Dolmetscher. Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Bruno Kreisky Archiv: Mitarbeit an zahlreichen Projekten zu NS-Raub und -Zwangsarbeit (z.B. NS-Zwangsarbeit an den Hermann Göring Werken in Linz), Konferenzorganisation, Archiv- und Dokumentationswesen. Barbara Holzheu, Mag.a phil., Historikerin, Forschungsschwerpunkt österreichische Emigrations- und Remigrationsgeschichte. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Projekt "Physik und Emigration. Österreichische PhysikerInnen von 1920-1955" (Projektleitung: Univ. Prof. Dr. Christian Fleck, Graz). Helen Junz, Dr. Phil. Wirtschaftswissenschaft, M.A. New School for Social Research, New York, N.Y., Ph.D. Universiteit van Amsterdam, NL Ihre wissenschaftliche Arbeit im Bereich Holocaust Era Asset begann 1997 mit der Tätigkeit im Independent Committee of Eminent Persons/Volcker Committee; weitere Expertinnentätigkeit in der Presidential Advisory Commission on Holcaust Era Assets in the US, und der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz sowie als Konsulentin für die Niederländische Kommission (van Kemenade Commissie) und die International Commission on Holocaust Insurance Claims (ICHEIC). Zahlreich Publikationen in allen Bereichen. Ludmilla Lobova, Dr. phil. Studium der Geschichte und Rechtswissenschaften an der Universität Stavropol (Russland). 1994 1997 Univ. Ass. am Lehrstuhl für Geschichte und Politikwissenschaften der Universität Stavropol. 1998-2000 Lise-Meitner-Stipendiatin des FWF (Wien), seit September 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgen - Forschungen. Rosl Merdinger, freiberufliche Tätigkeit im Museum des 20. Jahrhunderts und in der Erwachsenenbildung im Themenbereich Kunst und Kultur. Konzeption und Durchführung von Ausstellungen. Recherche zu den Themen "Jüdisches Vermögen in Österreich vor 1938" und im Rahmen der Kunstrestitutionen der Republik Österreich. Seit 1998 Leitung des Sekretariats des Österreichischen P.E.N.-Clubs Sonja Niederacher, Mag.a geb. 1973 in Dornbirn, Historikerin. Seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bruno Kreisky-Archiv. Forschungsschwerpunkte: Vertreibung und Exil 1938ff, Arisierungen während des Nationalsozialismus in Österreich, Restitution und Gedenken nach 1945. Oliver Rathkolb, Mag.iur., Dr. iur., Dr. phil. Privatdozent an der Universität Wien, Zeithistoriker. Wissenschaftlicher Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft sowie der Stiftung Bruno Kreisky Archiv. Publikationen zur internationalen, europäischen und österreichischen Zeitgeschichte. Studien zu Zwangsarbeit und Vermögensentzug zur Zeit des Nationalsozialismus. Derzeitiger Arbeitsschwerpunkt im Verbund der wissenschaftlichen Internetplattform www.demokratiezentrum.org. Alexander Schröck, Mag. phil., seit 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Bruno Kreisky Archiv, seit 2001 Lektor am Institut für Geschichte der Universität Wien. Forschungsaufenthalte in den USA und Kanada, Mitarbeit an mehreren Studien zu Zwangsarbeit und Vermögensentzug zur Zeit des Nationalsozialismus. Almerie Spannocchi, Studium der Geschichte und Ethnologie an der Universität Wien und Rom, zeitweise wissenschaftl. Mitarbeit in der Stiftung Bruno Kreisky Archiv bei Projekten zu Zwangsarbeit und Vermögensentzug. Theodor Venus, Dr. phil., seit 1983 Universitätslektor an den Universitäten Wien und Salzburg. Daneben selbständige Projekttätigkeit, seit Frühjahr 2000 Mitarbeit an verschiedenen wissenschaftlichen Forschungsprojekten zum Thema Wirtschafts- und Bankengeschichte, Mitarbeiter der Historikerkommission und Projektleiter des Forschungsprojekts "Die Entziehung jüdischen Vermögens im Rahmen der "Aktion Gildemeester". Seit Jänner 2000 Mitglied der Historischen Kommission der Bank Austria und Creditanstalt. Maria Wirth, Mag.a., Seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stiftung Bruno Kreisky Archiv, 1999/2000 Provenienzforschung für die Wiener Stadt- und Landesbibliothek, seit 2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Demokratiezentrum Wien.