Publisher's Synopsis
Excerpt from Itinerarstudien
Geschichtliche Einsicht in das Werden menschlichererkenntnis lehrt dankbar sein gegen die Vergangenheit; es ist das Recht der Lebenden an dieser Dankbarkeit nicht allzuschwer zu tragen. So wenig wir uns in Denken und Fühlen frei machen können von den Wegen, die die Jahrtausende vor uns gebahnt, so wenig pflegt man sich davon Rechenschaft zu geben, welche Summe von Arbeit und Erfahrungen insbesondere in dem enthalten ist, was allmählich zum Gemeingut der Menschen geworden und welche Fortschritte vordem haben gemacht werden müssen, um das zu erreichen, was heute zu den trivialsten Elementen der Bildung zählt. Kalender z.b. Und Atlas und ähnliche Dinge, die zum täglichenhausbedarf gehören und die wir als etwas Selbst verständliches betrachten wie etwa die Kenntnis des Feuers und der Schrift, sind in ihrer heutigen einfachen Gestalt doch nur der kondensierte Niederschlag der angestrengtesten wissenschaftlichen Arbeit langer jahrhunderte. Wenig geschätzt und dennoch unentbehrlich repräsentieren sie in anspruchslosester Form einen kostbaren Erfahrungsschatz, dessen Bedeutung erst dann voll zu ermessen ist, wenn selbst dieses. Kompendiarische Wissen einmal der Menschheit verloren geht und sie auf die Stufe primitiver Vorstellungen zurücksinkt und kindlich tastend sich von neuem die Wege der Erkenntnis sucht. Die Geschichte p?egt auf den sublimen Höhen der Weltbetrachtung von all den kleinen namenlosen Geistern nicht viel Aufhebens zu machen, die durch Elementar und Schulbücher, Leitfäden und Tabellen, knappste Zusammenstellungen aller Art die Grundzüge des Wissens den breitesten Schichten vermittelt und der Nach welt aufbewahrt haben. Aber jede Generation hat so ihre kleinen und kleinsten Hilfs büchlein, die sie fortwährend benutzt und von denen naturgemäss jede neue Bearbeitung die früheren aus dem Gebrauch verdrängt. Und wenn dann in Zeiten des Niedergangs und des Übergangs wie damals vom Altertum zum Mittelalter die Völker ihr geistiges und wissenschaftliches Besitztum sichten um das Wichtigste sich zu erhalten, so finden neben dem Besten der schönen und der fachwissenschaftlichen Literatur regelmässig solche gedrängte Übersichten älteren Wissensstoffes besondere Beachtung, dessen man um so weniger entraten kann, je mehr die Kraft zu selbständiger wissenschaftlicher Tätigkeit zu erlahmen beginnt. In der Form, in der jene Schriften uns seitdem über kommen sind, stellen sie das letzte Stadium dieser ebenso unscheinbaren wie nützlichen Arbeiten dar; so wie sie sind, geben sie uns den Bestand des ausgehenden Altertums, als Typen aber, und das verleiht ihnen ihren besonderen geschichtlichen Wert, vertretensie die ganze Gattung, von der sie Anlage und Stoff geerbt. Die Folgezeit ist nicht mehr wesentlich über sie hinausgegangen; verhältnismässig geringfügige Änderungen und Zusätze zeugen noch eine Weile von ihrem Gebrauch, dann aber erstarrt selbst in ihnen das letzte Leben. Wir müssen uns glücklich schätzen, dass die Unproduktivität des Mittelalters uns diese letzten Zusammenfassungen antiken Materiales wenigstens leidlich treu bewahrt hat.
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