Publisher's Synopsis
Excerpt from Zeitschrift fur Deutsche Philologie, 1871, Vol. 3
Es wanderten schon im altertum die producte des dichterischen geistes von einem volke zum andern. Damals, wie jetzt, wurde man des alten und bekanten satt, und war hungrig, neues zu geniessen. Dass auch schon damals die bewohner des nordens eher den Deutschen etwas enthehen, als umgekehrt, ist der natur der sache gemass. Wir haben indessen einen beleg, dass wenigstens ein deutsches volk, nam lich die Englander, nordische sagen nicht verschmahte, darin, dass das angelsachsische gedicht Beowulf nur nordische sagen behandelt. Die Angeln und Sachsen werden in demselben auch nicht einmal genant, wogegen es sich um d1ei nordische volke1, jedes unter seinem konige, handelt. 1) um das der Danen unter den Schiltungen (scyldingas), als Halbdan, RM (healfdene, Hrodgar, Halga, Hrodulf), welches sich, mit derselben ausdehnung wie in spatern zeiten, bis an die Friesen erstreckt, und schon damals, als diese sage mit der aus Saxos und der Islander uberlieferung genugsam bekanten namenreihe nach England gelangte, nur ein reich, und nicht mehrere kleinere, aus machte; 2) ummautsn (geatas der schwedischen form Gotar), zu welchem de1 held des gedichtes, Beowulf, gehort, um das der Svear in specieller bedeutung), unter dessen koni gen wi1 die namen Otta1 und Adils (ohthere, Eadgils) widereikennen. Die sage ist aus Danemark ode1 aus Gautland nach England gebracht, und zwar zu einer zeit, als sie noch nicht die gestalt erreicht hatte, die wir bei Saxo und in der Rolfs-saga vorfinden. Andererseits ist diese sage aber von englischen christlichen dichtern, wol zu widerholten malen, so umgebildet worden, dass sie dennoch eine unursprunglichere gestalt tragt als in der nordischen uberlieferung. Es ist auf den ersten blick sehr auffallend, dass wir in der ausserlich betrachtet reichen angel sachsischen poetischen litteratur auch keine einzige behandlung specifisch englischer heldensage, hingegen ein grosses gedicht uber fremde sagen finden. Es lasst sich aber dies aus politischen verhaltnissen erklaren. Die streitigkeiten der untergegangenen kleinen angelsachsischen reiche waren nicht mehr ein passendes thema fur den sanger, der am hofe des herschers uber ganz England sein unterkommen zu suchen hatte. Die einheimischen angelsachsischen heldenlieder musten in vergessenheit geraten.
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