Publisher's Synopsis
Als Alltagsproblem ist Hunger langst aus dem Leben der meisten Menschen Westeuropas verschwunden. Als mediales Phanomen aber heischen Hungerkatastrophen in regelmassigen Abstanden nach Aufmerksamkeit und formen unsere Vorstellungen von Hunger in der Welt. Massenmedien, Missionen, Hilfseinrichtungen oder Entwicklungsorganisationen thematisieren Hunger mit unterschiedlichen Intentionen. Die einen wollen aufrutteln und Spenden generieren, andere machen Hunger zum politischen Statement, Dritte nutzen Hungerdarstellungen zur Selbstinszenierung und weitere kampfen mit schockierenden Bildern um moglichst hohe Auflagenzahlen. Der Band nahert sich der Geschichte des Hungers im 20. Jahrhundert aus einer kulturhistorischen Optik an. Die Beitrage untersuchen eine breite Palette von visuellen und schriftlichen Reprasentationen. Hungerdarstellungen in Karikaturen, Fotografien, Filmen, aber auch in journalistischen und literarischen Texten werden einerseits auf ihre Entstehungs- und Gebrauchskontexte hin analysiert. Andrerseits beschaftigen sich die Artikel mit spezifischen Inszenierungsformen von Hungermotiven und deren Wirkungsgeschichte. Geografisch liegt der Fokus auf Nahrungskrisen in Asien und Afrika. Der Band nimmt aber auch den Hunger in der Schweiz wahrend des Ersten Weltkrieges und die ukrainische Hungerkatastrophe von 1920/21 in den Blick.