Publisher's Synopsis
Wir erleben heute die Wiederkehr der Wolfe. Einer Wiederkehr geht indessen immer ein Verschwinden voraus und dieser Vorgeschichte widmet sich dieses Buch. Anhand von Augenzeugenberichten und Jagdtraktaten sowie Texten der politischen Theorie, der Zoologie und der Literatur wird die Ausrottung der Wolfe im 17. und 18. Jahrhundert nachgezeichnet. Ausgangspunkt der Untersuchung ist das Anwachsen der Wolfspopulation im 30-jahrigen Krieg. Die Wolfe vermehren sich in einer tiefgreifenden Krisensituation und werden so zu deren zeichenhafter Verkorperung. In Texten nach dem 30-jahrigen Krieg ist sodann zu erkennen, dass die Wolfe als Schreckensfiguren instrumentalisiert werden - das Sprechen und Erzahlen von einer unzivilisierten Wolfszeit soll zur Wiedereinsetzung der im Krieg zerstorten Ordnung beitragen. Es ist nicht zuletzt diese affektive Aufladung der Wolfe, mit der massgeblich ihre Ausrottung vorangetrieben wird. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts bricht die Wolfspopulation schliesslich zusammen; das 19. Jahrhundert kennt nur mehr letzte Wolfe, deren Totung als Triumph des Menschen regelrecht inszeniert wird. Die Studie weist nach, dass mit der Ausrottung der Wolfe vom 30-jahrigen Krieg bis zur Franzosischen Revolution und den Geschichten, die diese begleiten, immer auch die politische und zivilisatorische Ordnung zur Disposition steht.