Publisher's Synopsis
Es hätte ein Tag werden sollen wie jeder andere. Herrliches Wetter, ein vor sich hinplätschernder Indischer Ozean. Es war dies unser vierter Aufenthalt im Hotel Confifi Beach in Beruwela an der Südwestküste Sri Lankas. Direkt am Meer gelegen, davon nur getrennt durch einen Zaun um allzu lästige Ramschverkäufer und Beach-Boys fernzuhalten. Ist zwar nicht die feine Art, aber leider nötig. Unser gewohntes Appartement im Parterre stand bereit. Vier Wochen hatten wir gebucht. Nach dem Frühstück schlurften wir die wenigen Meter hinunter zum Indischen Ozean. Mit neuen Flossen, Taucherglas und Schnorchel wollte ich unbedingt meinen Lieblingsplatz aufsuchen: ein großes langgestreckte Riff. Das Christmas-Dinner war vorbei. Danach erwarteten wir den Silvester; wieder mit tollem Futter und mit den neidischen Blicken der Einheimischen. An diesem Abend bot das Management auch immer ein Showprogramm. Die Welt war in Ordnung und uns stand am 26. Dezember ein weiterer angenehmer Urlaubstag bevor. "Schau mal, wie komisch die Wellen heute sind," sagte meine Frau plötzlich zu mir. "Sie kräuseln sich so, als ob sie gleich kochen würden. Da geh' ich jetzt lieber nicht ins Wasser." "Blödsinn," dachte ich mir. Die gute Frau spinnt. Überängstlich ist sie! Mir fiel natürlich Nichts am und im Wasser auf. Aber was kann jemanden schon auffallen, der vom chinesischen Sternzeichen her ein Büffel ist? Der Indische Ozean siedete weiter. Anderen Ahnungslosen fiel das auch auf. Ich hörte Gelächter, so in der Art von "Jetzt Teebeutel hineinhängen." Und dann schwappte plötzlich eine Welle ans Land. Nicht aufregend, nicht besonders hoch, aber doch hoch genug, um den ganzen Garten mit einer Höhe von etwa 40 Zentimetern zu überschwemmen und sogar ganz unverschämt in unser Appartement einzudringen. Die Liegen am Strand waren überflutet, unsere Badeutensilien schwammen irgendwo in diesem Tümpel herum. Wir nahmen es erstmal als einen besonderen Gag der Natur. "Das ist wie eine Kneippkur," meinte ich zu meinem Engel, als ich im Wasser versuchte unsere Habseligkeiten wiederzufinden. "Da kommt mehr. Ich habe Angst!," argwöhnte sie. "Ängstliche Nuss," dachte ich mir. "Was soll denn kommen?" Ich hätte das auch ruhig laut sagen können. Der Engel war auf einmal verschwunden und hatte ganz andere Dinge im Sinn. Mein logischer und kurzentschlossener Engel packte im Zimmer irgendwelche Dinge bereits in ein großes Leintuch. Als wohlpräpariertes Mannsbild hätte ich mich ja anbieten können zu helfen. Warum aber? Warum Unnötiges tun? Es ist doch Urlaub, oder? Dann kam eine zweite Welle heran. Wesentlich schneller, wesentlich höher, wesentlich bedrohlicher! Das Wasser strömt harmlos tuend heran und staut sich erst kurz vor dem Ufer im Flachwasser auf. Dann aber rasend schnell. Plötzlich stand es bereits etwa einen Meter hoch. Das Wort Tsunami kam immer noch keinem über die Lippen. Gewiss, ich hatte den Begriff schon einmal irgendwo mitgekriegt, dachte aber nicht im Traum daran, dass es sich hier und jetzt um so etwas handeln könne. Man forderte uns auf, unsere Zimmer sicherheitshalber umgehend zu verlassen und in den ersten Stock zu laufen. Warum wusste man aber nicht. Keiner wusste es. Einige wussten es schon: die Indigenen der andamanischen Inseln. Uralte Legenden erzählen von Erdbeben und Tsunamis. Sie wussten, dass sie sich auf höheres Terrain begeben müssen, wenn sich die Fluten zurückziehen. Wir hingegen? Das Meer war plötzlich einfach nicht mehr da! So, als hätte irgendwer einen großen Stöpsel herausgezogen und das Wasser rasend schnell abrinnen lassen. Zumindest etwa 150 Meter vom Ufer bot der Meeresgrund einen phänomenalen Anblick. So ein Bild hatte wohl noch niemand da gesehen. Hunderte von Muscheln greifbar und Seafood aller Art. Einige andere und auch mich zog es unwiderstehlich dorthin. Immer noch dachte ich mir nichts dabei. Was sollte denn sein? Noch dazu bin ich doch ein guter Schwimmer. Als mich dann