Publisher's Synopsis
Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll unter theoretisch-historischen Gesichtspunkten zunächst die Doppelrolle von Schrift und Schreiben erörtert werden: Während die Schrift in Verbindung mit dem Tod steht (2), wird das Schreiben selbst, besonders zur Goethezeit, als Praxis der Innerlichkeit angesehen (3). Anschließend werden die zentralen Lese- und Schreibszenen, die in Verbindung zu Ottilie stehen, analysiert (4). Ein Fazit mit Ausblick auf weiterführende Fragestellungen beschließt die Arbeit (5). "Die Natur ist doch das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Gehalt bietet." Es scheint, als wäre gerade diese Gewissheit der Grund dafür, dass Goethes 'bestes Buch', als das die Wahlverwandtschaften häufig bezeichnet werden, nicht nur ein chemisches Experiment zum Gegenstand hat, sondern zugleich mit "allen der Schreibkultur zur Verfügung stehenden Rede- und Schreibformen" experimentiert. So ist der Roman durchkreuzt von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, einer Novelle sowie diversen Lese- und Schreibszenen, die ein großes Netz aus verschiedenen Textelementen bilden. Indem die Schrift das Figurenquartett zusammenbringt und dazu beiträgt, dass sich die jeweiligen Beziehungen knüpfen, wird sie zum Initiator der Romanhandlung. Auf den zweiten Blick ist der Roman aber keine "Feier lebendiger Reden, produktiver Schreibakte und beglückender Lektüren", sondern nimmt, wie in der Forschung oft herausgestellt wurde, durch einen sprachskeptischen Verweis auf die Artifizialität von Sprache, das "Scheitern des Zeichenlesens" und die Betonung medialer Unzuverlässigkeiten einen destruktiven Standpunkt ein, der auch schon im einleitenden Zitat mit Verweis auf die Sinnentleerung von Büchern anklang. Nicht zuletzt stehen sämtliche Todesfälle im Roman, die aufgrund ihrer Omnipräsenz schon unter verschiedensten Aspekten von der