Publisher's Synopsis
Die sprach- und literaturwissenschaftliche Analyse der Erlebten Rede wird meist auf einer theoretischen Ebene durchgefuehrt, wobei ihr polyphoner Charakter oft ausser Betracht bleibt. Diese spezifisch textimmanente Studie befasst sich mit dem polyphonen Erzaehlen in der deutschen Literatur der Jahrhundertwende. Sie setzt sich mit der Grenze und der Verschmelzung zweier linguistischer Ebenen auseinander: einerseits mit der subjektiven der Figurenstimme und der objektiven des Erzaehlerberichts, andererseits mit dem gleichzeitigen Hervortreten mehrerer Stimmen. Dabei ist die Frage nach der erlebenden Figur wesentlich: Wer erlebt die Ereignisse? Nur die darin direkt involvierte Figur, oder auch der neben und mit ihr erlebende Erzaehler? Wie weit kann die Erlebte Rede als Teil der Erzaehlerrede gehen und damit ein Ganzes formen? Durch eine inhaltliche und linguistische Analyse versucht diese Arbeit, ein Beispiel fuer die 'impressionistische' Doppeldeutigkeit des Phaenomens Erlebte Rede zu geben. Anhand der Romantheorie Bachtins zeigt sie, dass die Polyphonie eine wichtige Voraussetzung fuer eine tiefere Untersuchung von Texten aller Art mit Erlebter Rede ist.