Publisher's Synopsis
Neue Gedichte von Rainer Maria Rilke.Die Neuen Gedichte sind eine aus zwei Teilen bestehende Sammlung von Gedichten Rainer Maria Rilkes.Der erste, Elisabeth und Karl von der Heydt gewidmete Band entstand zwischen 1902 und 1907 und erschien im selben Jahr im Insel Verlag in Leipzig, der zweite, Auguste Rodin zugedachte (Der Neuen Gedichte anderer Teil) wurde 1908 fertiggestellt und im selben Verlag veröffentlicht.Die Sammlung gilt neben dem Malte Laurids Brigge als Hauptwerk seiner mittleren Schaffensphase, das sich deutlich von seiner bisherigen und später folgenden Produktion abhebt. Es markiert eine Wende von der gefühlsbetonten Dichtung ekstatischer Subjektivität und Innerlichkeit, wie sie etwa in seinem dreiteiligen Stunden-Buch vorherrscht, zur objektiveren Sprache der Dinggedichte. Mit dieser neuen poetischen Orientierung, die von der bildenden Kunst vor allem Rodins beeinflusst war, gilt Rilke als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne.Mit Ausnahme von acht auf Capri verfassten Gedichten schrieb Rilke die meisten in Paris und Meudon nieder. An den Anfang beider Bände stellte er mit Früher Apollo und Archaïscher Torso Apollos Verse über Skulpturen des Dichtergottes.Da der Sammlung der umfassende Bedeutungszusammenhang ebenso fehlt wie eine übergreifende Gesamtkonzeption, liegt kein Gedichtzyklus im strengen Sinne vor; andererseits darf deswegen nicht auf eine Beliebigkeit der Zusammenstellung geschlossen werden, weil bei aller Vielfalt von Formen und Gattungen alles von einem durchgängigen Gestaltungsprinzip durchdrungen ist - dem Dingbezug lyrischen Sprechens, das an die Erfahrungen geschauter Wirklichkeit gebunden ist.Wie bei der Dinglyrik von den Parnassiens bis Eduard Mörike und Conrad Ferdinand Meyer, die sich nicht wie noch die romantische Dichtung, an der Musik, sondern der bildenden Kunst orientiert, ist dieser Bezugspunkt auch in Rilkes Gedichten spürbar; zunächst in der überragenden Gestalt des Bildhauers Rodin, über den er zuerst eine Monographie verfasste und dessen Privatsekretär er wurde, später in der Begegnung mit dem Werk Paul Cézannes, etwa während der Pariser Cézanne-Ausstellung von 1907.In den Gedichten spiegeln sich Eindrücke wider, die Rilke in diesem Umfeld erfuhr, Erlebnisse, die er zahlreichen Briefen - etwa an Lou Andreas-Salomé oder Clara Westhoff - in großer Detailfülle anvertraute und aus denen der Einfluss auf seine eigene, an den Dingen der Wirklichkeit orientierte Kunst hervorgeht. Sie stehen auch am Ende eines längeren Entwicklungsprozesses: Ein Jahr nachdem er die Monographie über Rodin beendet hatte, berichtete er Lou Andreas-Salomé, wie verzweifelt er eine handwerkliche Grundlage für seine Kunst suche, ein Werkzeug, das seiner Kunst die nötige Solidität geben sollte. Zwei Möglichkeiten schloss er aus: Das neue Handwerk sollte nicht die Sprache selbst sein, die in "einem besseren Erkennen ihres inneren Lebens zu finden" wäre. Den humanistischen Weg der Bildung, den Hugo von Hofmannsthal eingeschlagen habe, das Fundament "in einer gut ererbten und vermehrten Kultur zu suchen", wollte er ebenfalls nicht einschlagen. Das dichterische Handwerk sollte vielmehr das Sehen selbst sein, die Fähigkeit, "besser zu schauen, anzuschauen, mit mehr Geduld, mit mehr Versenkung."Rilke war sowohl von der handwerklichen Präzision wie der Konzentration auf den Gegenstand fasziniert, eine Arbeitsweise, die er bei Rodin häufig beobachten konnte. Die Formgebundenheit der Kunst und die Möglichkeit, mit ihr die Oberfläche eines Gegenstandes zu zeigen und zugleich sein Wesen erahnen zu lassen, schlugen sich in den beiden Gedichtbänden nieder.ou-Andreas Salomé gegenüber beschrieb er Rodin als einen einsamen Greis, der "versenkt in sich selbst voller Säfte steht wie ein alter Baum im Herbst." Rodin habe seinem Herzen "eine Tiefe gegeben und sein Schlag kommt fernher wie aus eines Gebirges Mitte."