Publisher's Synopsis
Die Zeit zum Sein und Staunen bricht fur den Menschen viel fruher an als fur die Avocado, deren Ferientagebuch die Winterthurer Autorin Judith Faller uns mit ihrem Buch Nachtgedanken zuganglich macht. Vergnuglich zu lesen, was dieser Pflanze, von ihren Eltern zu zwei Tanten in die Ferien gegeben, die sie vorubergehend groziehen, im Verlaufe ihres Daseins alles geschieht. Sie wird von Kakteen und einer Katze misshandelt, erlebt einen ihrer ubelsten Schreckmomente, als Gott vermeintlich mit Golfballen um sich schmeit und beobachtet aus mehr oder weniger sicherer Warte eigenartige bis schreckliche Besucherinnen und Besucher. Vieles stimmt sie dabei so nachdenklich, dass sie unvermittelt ins Philosophieren gerat: Was, fragt sich die Avocado beispielsweise, geschahe, verschwande in jeder Woche ein voller Tag, beispielsweise der Sonntag? Jedenfalls, stellt die Avocado fest: Das Leben ist grasslich anstrengend, verwirrend und macht mich durch und durch konfus. Denken und seufzen wir das nachste Mal ebenso, sollten wir unbedingt Judith Fallers Nachtgedanken zur Hand nehmen. Die Winterthurer Autorin versteht es vortrefflich, Menschen, ihre Verhaltensweisen, und manches, was Menschen an Menschen langst nicht mehr auffallt, aus dem Blickwinkel einer Avocado scharf und liebenswurdig zu beobachten und uns einen Spiegel vorzuhalten, aus dem es uns schelmisch zuzwinkert, sodass uns wahrend der Lekture immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert wird. Fast mochte man angesichts dieser kompliziert gewordenen Welt, in der nicht nur einer Avocado vieles unverstandlich bleibt, mitunter selber eine Avocado sein, denn: Wie ich nun da sitze, mich in meinem Topfchen wohlig einrichte und zum Fenster hinausschaue, wird mir klar, dass beinahe alles unklar ist auf dieser Welt (...). Bei unsereinem heit es klipp und klar: aufwachsen, gedeihen, bluhen und vergehen. - Martin Andreas Walser, Autor