Publisher's Synopsis
Der Jahrgang 2020 behandelt als Schwerpunktthema die Wirkungen von Prajudizien. Gerichtsentscheidungen werden als eigenstandige Rechtsquelle immer wichtiger. An die Stelle der Auslegung der Norm tritt zunehmend die Auslegung von Entscheidungen, etwa des EuGH, des EGMR, des BVerfG. Welche Probleme entstehen dadurch? Passt eine Auslegungslehre, die fur Gesetze entworfen wurde, auf Urteile? Welchen Einfluss haben die Sachverhalte auf die Urteilsinterpretation? Das sind Fragen, denen der Schwerpunktteil auch in vergleichender Perspektive nachgeht. Die Beitrage im Debattenteil fragen nach dem Selbstverstandnis der Europarechtswissenschaft und der Zukunft des Europarechts als eigenstandigem Teilrechtsgebiet. Sie beschaftigen sich mit Methodenfragen, der Bedeutung unterschiedlicher mitgliedstaatlicher Rechtstraditionen, der Organisation der universitaren Lehre, einer europaischen Gegenwartsanalyse vor der Folie von Carl Schmitts Schrift "Die Lage der Europaischen Rechtswissenschaft" und eroffnen zahlreiche weitere Perspektiven. Die Beitrage im verfassungsvergleichenden Teil befassen sich mit Rechtsentwicklungen in Polen und der Turkei, der Perspektive des ungarischen Verfassungsgerichts auf das Recht der Europaischen Union, sowie den Menschenrechten in arabischen Staaten und einer verfassungsrechtlichen Analyse der Situation in Agypten zwischen 2014 und 2019. Wie immer runden verfassungsrechtliche Abhandlungen sowie Portrats und Erinnerungen das Jahrbuch ab. Bei den verfassungsrechtlichen Abhandlungen sticht eine Archivstudie zum Sondervotum zum Apotheken-Urteil des Bundesverfassungsgerichts einschliesslich einer Edition dieses Sondervotums besonders hervor.