Publisher's Synopsis
Die politischen und sozialen Konsequenzen der staatskirchenrechtlichen Beziehungen fur die europaischen Gesellschaften stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes. Methodisch-theoretisch wird dieses Problem auf der Basis eines expliziten historisch-sozialwissenschaftlichen Gesellschaftsvergleichs behandelt. Die konkreten Vergleichseinheiten dieses innereuropaischen Gesellschaftsvergleichs sind Brandenburg-Preussen und Frankreich, wobei fur Deutschland erganzend die 'nationale' Vergleichsebene des Reiches herangezogen wird. Mit konfessionellen Minderheiten und Bildung und Erziehung sind zwei Schlusselfelder der gesellschaftlichen Entwicklung seit dem 16. Jahrhundert ins Blickfeld geruckt, die in vielfaltiger Weise Aufschluss geben uber den Zustand und das Entwicklungspotential einer fruhneuzeitlichen Gesellschaft. Das Streben nach konfessioneller Einheit und die Sicherung des Schulmonopols sind zentrale Elemente fruhmoderner Staatsbildung und Modernisierung. Die Autoren zeigen die langfristigen Folgen der jeweiligen Konfessions- und Minderheitenpolitik fur die staatliche Integration auf und beschreiben, wie im Bildungsbereich staatlich-kirchlicher Integrations- und Disziplinierungswille auf gesellschaftliche Anspruche und Initiativen religioser Minderheiten traf. Ein Vergleich der historischen Entwicklung in dem Spannungsfeld von Staat und Kirche lasst erkennen, dass konfessionelle Pluralitat nicht unbedingt Modernisierung bedeutete: Wahrend die Duldung von Minderheiten sich langfristig als der erfolgreichere Weg zur Integration des Gemeinwesens erwies, scheinen im Bildungswesen Innovationen auch durch religiose Uniformitat moglich gewesen zu sein.