Publisher's Synopsis
Es gibt Situationen fur den Arzt, in denen die Gefahr, einen Fehler zu begehen, besonders hoch ist. Wenn z.B. die Diagnose unsicher und die Prognose schlecht ist, die therapeutischen Massnahmen erschopft sind, der Patient angstlich oder vielleicht unehrlich ist und die Angehorigen misstrauisch sind, gilt es - gestern wie heute - mit grosser Aufmerksamkeit und Umsicht zu handeln. Diese gezielte Steigerung von Konzentration und Wachsamkeit, die zum Schutz des Patienten und Selbstschutz des Arztes zugleich eingesetzt wird, ist die Quintessenz der Kautele, wie sie der Medizinprofessor Gabriele Zerbi um 1495 definiert und propagiert hat. In seiner Schrift De cautelis medicorum lehnt sich Zerbi souveran an die in der antiken und mittelalterlichen Medizin vertretene deontologische Tradition an. Auf dieser autoritatsstiftenden Grundlage entfaltet Zerbi seine praxisbezogenen Ausfuhrungen. Das moralische Gewicht entspringt dem Hippokratischen Ethos und seinen christlichen sowie islamischen Interpreten. Die Kautelen sind das Ergebnis dieses kulturellen Synkretismus.
Zerbis medizinische Schrift wird in dieser modernen Edition erstmals mit ausgiebigem Quellennachweis, Ausgabenvergleich und einer deutschen Ubersetzung vorgelegt.