Publisher's Synopsis
Das visuelle System wird permanent mit einer Vielzahl von Information versorgt und nur ein kleiner Teil dieser Information ist in einer bestimmten Situation handlungsrelevant. Das Gehirn verfugt uber verschiedene Strategien zur Auswahl relevanter Information und zur Verschiebung von Aufmerksamkeit im visuellen Feld. Dieser Aspekt der visuellen Aufmerksamkeitsausrichtung wird meist anhand von visuellen Suchaufgaben untersucht. Theorien dazu postulierten zwei separate Prozesse: einen parallelen Prozess, der Elementareigenschaften wie Farbe oder Form aus dem visuellen Feld registriert und darauf folgend einen seriellen Prozess, der Kombinationen von Elementareigenschaften verarbeitet. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob anhand eines EEG-Masses, namlich der Latenzen der N2pc, einer Negativierung uber posterioren Arealen kontralateral zu einem relevanten Stimulus, eine zeitliche Analyse der Aufmerksamkeitsmechanismen in einer visuellen Suchaufgabe moglich ist und in wieweit dieses Mass zwischen verschiedenen moglichen Subprozessen differenzieren kann. Es zeigte sich, dass die posteriore Lateralisierung, die dieser Komponente zu Grunde liegt, nicht an die N2 gebunden ist, sondern sich in ihrer Latenz in Abhangigkeit der Schwierigkeit der Suchaufgabe verschieben kann. Die Latenzen dieser posterioren kontralateralen Negativierung zeigten sich als eine wichtige Informationsquelle fur die zeitliche Untersuchung unterschiedlicher Aufmerksamkeitsprozesse. Die Ergebnisse der hier berichteten Experimente legen nahe, dass die benotigte Verarbeitungskapazitat in einer Suchaufgabe durch die Salienz eines Zielreizes zwischen Distraktoren definiert wird und nicht alleine aus den Zielreizeigenschaften bestimmt wird. Dabei scheint die Salienz sowohl die Entdeckbarkeit eines Reizes als auch nachfolgende Verarbeitungsschritte zu beeinflussen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Latenzen der posterioren kontralateralen Negativierung sich als ein zeitliches Mass fur einen Prozesses zur Lokalisation relevanter Information erwiesen, der sich nicht in dieser Form in den Reaktionszeiten messen lasst. Weiterhin zeigte sich, dass sich an diesen Lokalisationsprozess weitere Prozesse zur Identifizierung eines visuellen Stimulus anschliessen, bis es zur Abgabe einer Reaktion kommt.