Publisher's Synopsis
Die integrative Kraft von Eiden als einem Fundament der inneren Ordnung griechischer Gemeinwesen wird von den antiken Quellen viel beschworen und von der modernen Forschung haufig konstatiert. Was passierte jedoch, wenn der Eid die Grenzen einer Polis uberschritt? Wie konnte der Eid in einem Kontext funktionieren, in dem das Recht des Starkeren ganz offen zur Handlungsmaxime erklart werden konnte? Sebastian Scharff untersucht mit den Schwurgotterlisten griechischer Staatsvertrage, dem Eidritual und der Praxis der Aufstellung von Vertragen in Heiligtumern genau die Elemente griechischer Religiositat, derer man sich bediente, um die zwischenstaatlichen Beziehungen abzusichern, die sich im antiken Griechenland vielerorts in einem dauerhaft prekaren Zustand befanden. Uber die Absicherung konkreter Vertrage hinaus kam dem Eid damit eine immens wichtige Rolle in der Kommunikation zwischen Staaten zu. Der Autor analysiert detailliert, wie, wann und warum man im zwischenstaatlichen Verkehr des antiken Griechenlands mit Eiden argumentierte. Quellengrundlage sind erstmals alle epigraphisch und historiographisch uberlieferten griechischen Vertragseide von der archaischen Zeit bis zum Tag von Eleusis (168 v. Chr.).