Publisher's Synopsis
Dreimal feierte Berlin im 20. Jahrhundert ein historisches Jubilaum, und jedesmal diente die Stadtgeschichte der Legitimation eines anderen politischen Systems: 1937 inszenierte das NS-Regime die 700-Jahrfeier der Reichshauptstadt, und 1987 begingen Ost- und West-Berlin ihre 750-Jahrfeiern in direkter Konkurrenz. Stolze Festzuge, aufwandige Ausstellungen, reiche Verlagsprogramme und wissenschaftliche Beweisfuhrungen untermauerten die jeweils eigene Erzahlung der Stadtgeschichte.Krijn Thijs vergleicht die nationalsozialistische, die liberal-demokratische und die staatssozialistische Variante der Geschichte Berlins. Untersucht werden die Inhalte und Formen der drei historischen Erzahlungen sowie ihre Entstehung unter den jeweiligen Rahmenbedingungen in Diktatur und Demokratie. Jenseits der politischen und nationalen Uberformungen zeigt sich dabei, dass sich Geschichte nicht beliebig neu konstruieren lasst: Gerade in ihrer gegenseitigen Abgrenzung blieben die Erzahlungen stets auch aufeinander bezogen. Der Band spiegelt die Auseinandersetzung zwischen den grossen Ideologien des 20. Jahrhunderts im lokalen Raum und erschliesst damit zugleich die stadtische Geschichtskultur Berlins in den 1930er und 1980er Jahren.Die Studie wurde im Jahr 2007 mit dem Research Prize derPraemium Erasmianum Foundation ausgezeichnet.