Publisher's Synopsis
Casanova, Stendhal, Tolstoi, diese drei Namen, ich weiss es, sie passen im ersten Zuklang mehr uberraschend als uberzeugend zusammen, und man wird sich zunachst das Wertniveau nicht erdenken konnen, auf dem sich ein lockerer, amoralischer Filou und zweifelhafter Kunstler wie Casanova mit einem heroischen Ethiker, einem so vollkommenen Gestalter wie Tolstoi begegnet. Tatsachlich meint auch diesmal Beisammensein in einem Buche nicht Nebeneinandersein auf derselben geistigen Ebene; im Gegenteil, diese drei Namen symbolisieren drei Stufen, ein Ubereinander also, eine immer erhohte Wesensform gleicher Gattung, sie reprasentieren, ich wiederhole es, nicht drei gleichwertige Formen, sondern drei aufsteigende Stufen ebenderselben schopferischen Funktion: der Selbstdarstellung.
Casanova reprasentiert selbstverstandlich nur die erste, die niederste, die primitive Stufe, namlich die naive Selbstdarstellung, wo ein Mensch noch Leben mit ausserem sinnlichen und faktischen Erleben gleichsetzt und unbefangen Ablauf und Ereignisse dieses seines Daseins berichtet, ohne sie zu werten, ohne sich selbst zu durchforschen.
Mit Stendhal erreicht die Selbstdarstellung schon eine hohere Stufe, die psychologische. Ihr genugt nicht mehr der blosse Bericht, das simple curriculum vitae, sondern das Ich ist auf sich selber neugierig geworden, es beobachtet den Mechanismus seines eigenen Antriebes, es sucht die Motive seiner Handlungen und Unterlassungen, die Dramatik im Seelenraum. Damit beginnt eine neue Perspektive, das Zweiaugensehen des Ich, als Subjekt und Objekt, die Doppelbiographie des Innen und Aussen. Der Beobachtende beobachtet sich selber, der Fuhlende untersucht sein Gefuhl, - nicht nur das weltliche, sondern auch das psychische Leben ist bildnerisch in den Blickraum getreten.
Im Typus Tolstoi erreicht diese seelische Selbstschau dann ihre hochste Stufe dadurch, dass sie gleichzeitig auch ethisch-religiose Selbstdarstellung wird. Der exakte Beobachter schildert sein Leben, der prazise Psychologe die ausgelosten Reflexe des Gefuhls: daruber hinaus aber betrachtet ein neues Element der Selbstschau, namlich das unerbittliche Auge des Gewissens, jedes Wort auf seine Wahrheit, jede Gesinnung auf ihre Reinheit, jedes Gefuhl auf seine fortwirkende Gewalt: die Selbstdarstellung ist uber die neugierige Selbstdurchforschung hinaus moralische Selbstprufung, ein Selbstgericht geworden. Indem er sich darstellt, fragt der Kunstler nicht bloss mehr nach Art und Form, sondern auch nach Sinn und Wert seiner irdischen Manifestation.
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