Publisher's Synopsis
Tag der Uraufführung an einem Berliner Theater. Ein älterer Theaterautor bereitet sich in seiner Wohnung auf den Besuch seiner Uraufführung vor. Seine Frau lehnt es ab, ihn zu den "Hyänen und Werwölfen" zu begleiten, und gegen seine Übelkeit soll eine türkische Linsensuppe helfen.
Im Taxi unterwegs zum Theater bemerkt er eine junge Frau auf dem Rücksitz, die seine Kommunikation ignoriert, weil sie ihn offenbar nicht versteht. Der Taxifahrer lauscht einem Podcast in einer fremden Sprache, weshalb der Autor während der Fahrt Selbstgespräche führt und die junge Frau dabei beobachtet, wie sie in Windeseile soziale Netzwerke mit ihrem Smartphone bedient.
Er möchte zum Bühneneingang auf der Rückseite des Theaters gebracht werden, aber die junge Frau veranlasst den Taxifahrer, vor dem Theater zu halten. Als sie aussteigt, wird sie sofort von einer Gruppe junger Menschen umringt, und er beobachtet durch die Scheiben des Taxis, wie ein Reporter ihr ein RBB-Mikrofon vorhält.
Am Bühneneingang erwartet ihn weder eine Dramaturgin noch der Regieassistent, um ihn zur üblichen Pressekonferenz zu geleiten, und der Pförtner am Eingang verweigert ihm den Zutritt zum Theater.
Wütend verschafft er sich Zutritt zum Theatergebäude und findet sich bald in einem schmalen, spärlich beleuchteten Backstage Flur wieder, in dem die rege Betriebsamkeit zahlreicher Künstler gerade durch einen sperrigen Requisiten-Transport zum Erliegen kommt.
Eingepfercht zwischen Körpern wird er Zeuge eines Gesprächs über seine Person.
Sein Erscheinen an diesem Abend, das bemerkt wurde, wird als peinliches Versehen kommentiert, weil die Dramaturgin versäumt hat, ihm postalisch einen Brief zu senden, mit der Nachricht, dass seine Uraufführung gecancelt wurde.
Die Nachricht trifft ihn wie ein Schlag.
Um sich das gespielte Mitgefühl der Schauspieler zu ersparen, entkommt er in einen Keller des Theaters, wo der legendäre ehemalige Videoarchivar des Instituts für Theaterwissenschaften der FU haust, dessen VHS-Videosammlung über bedeutende Theaterinszenierungen und Arthaus-Filme verfügte, die er als Hausmeister des Instituts akribisch aufgenommen hatte. Er verlor seinen Job, als die Sammlung digitalisiert wurde.
Mit Hilfe dieses Berliner Originals macht sich der Theaterautor als "ermordeter Autor" auf die surreale Suche nach seinem Mörder, denn die öffentliche Absetzung seiner Textarbeit empfindet er als öffentliche Hinrichtung.
Langsam bemerkt der Leser, dass er sich nicht wirklich im Theater, sondern im Kopf des Theaterautors befindet. In einem Alptraum, in dessen grotesken Obsessionen, aber auch in der realen Hölle eines Theaters, was jede staatliche oder private Bühne durchaus sein kann.
Dann beginnt derselbe Abend erneut, als die Frau des Theaterautors anstelle des nun erkennbar an Übelkeit Erkrankten die Uraufführung besuchen soll, und sich nun überraschend dazu bereitfindet.
Eine nicht minder groteske Nebenhandlung erzählt von zwei Bühnenkünstlern, einem obdachlosen, ehemals bekannten Regisseur und einer obdachlosen, ehemals bekannten Schauspielerin, denen ein Schauspieltheater vorschwebt, das echten Kontakt zu den Menschen jenseits des Elfenbeinturms unterhält. Sie proben in einer Theaterkapelle, (in Berlin Friedrichshain existierte früher eine Experimentierbühne in einer Friedhofskapelle). Ihr Auftreten zeigt die prekäre Lebenssituation zig Berliner Künstler und Künstlerinnen, und sie bilden einen starken Kontrast zu dem sich selbst genügenden Theaterbetrieb.
Der alte, erkrankte Dramatiker wird zu Hause von "Theatergeistern" geplagt, die seine Weinflasche aus dem Fenster werfen und ihn zum Verfassen von rebellischen Texten treiben.
Nichts ist so, wie es scheint. Unter diesem Titel wird eine erweiterte Romanfassung erscheinen, die in einer weiteren Drehbuchfassung ein Spielfilm werden soll.