Publisher's Synopsis
Was bewegte einen jungen Adligen im ausgehenden Ancien Regime dazu, in den diplomatischen Dienst einzutreten? Die vorliegende Studie analysiert ausgehend von einer praxeologischen Lekture der mehr als 50 Tagebuchbande des preussischen Gesandten Jean-Pierre de Chambrier d'Oleyres (1753-1822) den sozialen Sinn der Diplomatie in der Sattelzeit. Sie zeigt, dass der Furstendienst am fremden Hof zugleich der Statuspolitik des Familienverbands wie auch der Selbstpositionierung eines Adligen innerhalb der Familie diente. Angesichts sozialer und politischer Umbruche wurde diese Okonomie der doppelten Distinktion Ende des 18. Jahrhunderts nicht als obsolet betrachtet, sondern vielmehr in bisher ungekannter Weise reflektiert und perfektioniert. Innerhalb eines vormodernen Denkrahmens manifestiert sich ein modernes Subjekt, das die eigene Biografie in Zeiten des Wandels autonom zu gestalten trachtet. Indem sie Diplomatiegeschichte und Selbstzeugnisforschung zusammenfuhrt, ermoglicht die Studie einen neuen Blick auf die gesellschaftlichen Veranderungen in der Sattelzeit.