Publisher's Synopsis
Nicht erst seit Hermann Hesses Der Steppenwolf wissen wir: Jede Zeit hat ihre ganz spezifischen Leiden. Wurden die Menschen des 19. Jahrhunderts noch vorwiegend von der Angst vor personlichen Fehltritten getrieben, plagen die Gegenwartsmenschen andere Sorgen. Heute leiden wir unter Ruhelosigkeit, Uberforderung und einem Leistungsdruck, der sich tief in unserem Innersten verankert hat. Depression ist Lebenshemmung, Tragheit und Schwache. Sie ist Stillstand, den man sich in der heutigen Fortschrittswelt nicht mehr leisten kann. Sieht man genauer hin, ist sie aber noch etwas anderes: namlich eine Reaktion auf genau diese gesellschaftliche Hyper-Beschleunigung, der sie sich in Form von Handlungshemmung verweigert. Nicht zufallig entsteht im 20. Jahrhundert ein erweiterter Begriff: die Erschopfungsdepression. Anhand von Erkenntnissen aus der aktuellen Forschung in den Bereichen Soziologie, Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Philosophie und Neurologie, aber auch mittels historischer Quellen, beginnend bei Hippokrates und Aristoteles bis hin zu Sigmund Freud, geht Silke Esterl der Zivilisationskrankheit Depression auf den Grund und ordnet diese in den Kontext unserer Zeit ein.