Publisher's Synopsis
Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Germanistik), Veranstaltung: Proseminar - Das Bürgerliche Trauerspiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit versucht einen Einblick in die Struktur und die in der Familie herrschenden Verhältnisse der bürgerlichen Trauerspiele "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing und "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller zu vermitteln. Die beiden Trauerspiele haben die Konfrontation des Bürgertums mit der Adelswillkür zur Grundthematik. Die in diesen Dramen stark ausgedrückte Gesellschaftskritik und der Ständekonflikt wurden in der Forschung intensiv als zentrale Themen dargelegt und analysiert. Absicht dieser Hausarbeit ist die Ausblendung vieler dieser in der Forschung herausgearbeiteten Aspekte. Die Familie soll so weit es geht aus dem Kontext genommen werden, um eine Konzentration auf das Beziehungsgeflecht und die Problematik der Struktur der Kernfamilie zu erreichen. Nach der Auflösung der traditionellen Hausgemeinschaft im 17. Jahrhundert, vollzog sich ein Wandel des Familienverständnisses, das nun als ideale Liebesgemeinschaft empfunden wurde. Dieser Wandel führte zu innerfamiliären Konflikten, was die Funktion und Rollensicherheit einzelner Familienmitglieder betraf. Innerhalb der Familie herrschten Gefühle, außerhalb Normen, Regeln und Interesse. Die Schwierigkeit lag darin, keine Kluft sichtbar werden zu lassen, was sich als problematisch erwies. Der höfischen Welt der Kabale setzen Lessing und Schiller die private Welt der Familie gegenüber. Es ist die bürgerliche Kleinfamilie, mit ihrer patriarchalischen Struktur, die ins Licht gerückt werden soll. "Emilia Galotti" und "Kabale und Liebe" sind, wie die meisten Dramen Lessings und des jungen Schillers, Dramen der Familie in der Krise. An der Oberfläche formuliert sich diese Krise als Ausdruck des Ständegegensatzes aber in der Tiefenschicht ist ablesbar, dass es u