Publisher's Synopsis
Unheilbare Wunden sind aus kulturhistorischer Perspektive weit mehr als ein medizinisches Problem, sie sind vielmehr eine anthropologische Konstante. Als schmerzhafte Zeichen einer verletzenden und verletzbaren menschlichen Natur bilden sie das intrikate Spannungsfeld zwischen Soma und Psyche. Gerade in Antike, Mittelalter und Fruher Neuzeit mit ihren vielfaltigen Uberlagerungen von Mythologie, Religion, Liebestheorie und Naturphilosophie stehen chronische Wunden fur Strafe und vorgezogene Verdammnis, aber auch fur Auszeichnung durch den Liebespfeil Amors oder das Mitleiden mit Christus. Umso dramatischer wird die zeitandauernde Wunde, wenn sie 'menschengemacht' ist, denn "die Wunden heilen schlecht, die Menschen sich selbst geben" (Shakespeare: Troilus and Cressida III, 3). Der von Mariacarla Gadebusch Bondio und Marc Focking herausgegebene Band verfolgt diese Schichtungen und Bedeutungsschattierungen der 'ewigen Wunde' von der mittelalterlichen Epik, Liebesdichtung, Hagiographie und Druckgraphik uber die franzosische und italienische geistliche Lyrik bis zum spanischen Picaro-Roman, zur englischen Naturphilosophie und den Dramen Shakespeares.