Publisher's Synopsis
Wie in den drei Kapiteln ueber Sprichwoerter, Redensarten und Sagwoerter gezeigt wird, nimmt Bertolt Brecht mit seinem Widerspruchsgeist eine ambivalente Einstellung gegenueber der sprichwoertlichen Fertigware ein. Obwohl er hin und wieder unbewusst zu diesen Sprachautomatismen greift, steht er der formelhaften Volkssprache doch eher kritisch gegenueber. Er wendet sich gegen die mechanische Wiederholung vorgepraegter Sprachklischees und entlarvt Denkmuster und traditionelle Wertvorstellungen, indem er sprichwoertliches Sprachgut verfremdend in Frage stellt. Seine ausgesprochene Freude an der Dialektik fuehrt ihn immer wieder dazu, Sprichwoerter und Redensarten auf den Kopf zu stellen, das heisst sie durch eine Art Umkehrtechnik in einem voellig neuen Licht auftreten zu lassen. So hat Brechts sprichwoertliche Sprache wenig zu tun mit Volkstuemlichkeit. Indem er traditionsgebundene Sprichwoerter und Redensarten verfremdet oder sie unveraendert in neue Sachverhalte stellt, fuehrt er zum Mitdenken und zu Bewusstwerdungsprozessen. So uebernimmt die sprichwoertliche Sprache in Brechts dialektischer Sprach- und Denkweise eine ungemein wichtige Schluesselfunktion.