Publisher's Synopsis
"Der Kompass der Nordfriesen" befasst sich aus raumlinguistischer Perspektive mit der sprachlichen Kodierung absoluter Orientierung am Beispiel der Himmelsrichtungen und Richtungspartikeln im Nordfriesischen. Massgeblich inspiriert wurde diese Arbeit von Lokalisationen wie del tod Noarden ('runter nach Norden'), ep jitter Horbel ta ('rauf nach Horsbull') oder Det wiar de Hukstuul uub e Waastereeg faan e Boosel ('Das war der Eckstuhl auf der Westseite des Tischs'), die aus der standardsprachlichen Perspektive des Hochdeutschen Fragen aufwerfen: Heisst es nicht 'rauf nach Norden'? Wieso ist Horsbull oben, obwohl das Kirchspiel weniger als 1 m uber dem Meeresspiegel liegt, und warum kann die Position von Mobeln mit Himmelsrichtungen beschrieben werden, wenn laut gangiger Lehrmeinung nur geographische oder grossere immobile Objekte auf diese Weise lokalisiert werden? Christoph Winter legt dar, dass nordfriesische Lokalisationen wie die genannten Angaben durch ein absolutes Orientierungsvermogen ihrer Urheber ermoglicht wurden, das auf der charakteristischen Topographie Nordfrieslands sowie auf davon abhangigen siedlungsstrategischen Traditionen beruhte.