Publisher's Synopsis
Die Begegnung mit Gott ist ein Wagnis, bei dem das Leben auf dem Spiel steht. Heutige religiose Erfahrung will das oft nicht wahrhaben und versucht, diese lebensbedrohliche Dimension zu verharmlosen. Doch mit den Versuchen, den dunklen Gott aus dem Bewusstsein zu verbannen, stossen wir immer wieder an Grenzen. Die Bibel findet im Kampf Jakobs mit Gott am Fluss Jabbok Worte und Bilder fur diese Begegnung mit dem dunklen Gott. Hier wird deutlich, dass es ohne die Erfahrung des dunklen auch keine Erfahrung mit dem lichten Gott gibt. Im ersten Teil des Buches legt Hermann Spieckermann Genesis 32 und Hosea 12 aus. Er tut dies im Horizont der modernen Forschung, jedoch stets auf Allgemeinverstandlichkeit bedacht. Seine Bemuhung gilt der schwer zu fixierenden Botschaft dieser beiden so verschiedenen Zeugnisse an die Glaubenden heute. Es zeigt sich, dass wir dabei die Spannung zwischen Erfassung und Geheimnis nicht auflosen konnen und sollen. Aus den uber sechzig bekannten kunstlerischen Realisationen von Jakobs Kampf seit der Barockzeit, haben der Autor und die ihn beratende Kunstgeschichtlerin Susanne Dahn funf Werke von Marc Chagall, Jacob Epstein, Paul Gauguin, Eugene Delacroix und Rembrandt van Rijn ausgewahlt. Ihnen ist der zweite Teil des Buches gewidmet. Die Bilder der biblischen Texte drangen zur Auslegung in Wort und Bild. Textinterpretation und Kunst begegnen sich, um gemeinsam Jakobs Begegnung mit Gott am Jabbok zu verstehen. Wie kann der kampfende Gott der Nacht auch der freundliche Gott des Tages sein? Wie kann Jakob Segen von einem Gott fordern, der sein Leben bedroht hat? Was ist in der Nacht zwischen Gott und Jakob geschehen? Wer oder was hat sich in diesem Dunkel verandert? Was wird sich erhellen lassen? Vor allem aber: Wohin werden wir selbst gelangen, wenn wir in Jakobs Gotteskampf die Spiegelungen unserer eigenen Gotteskampfe erkennen? Das sind die Fragen, um die es in diesem Buch geht. Hermann Spieckermann, Jahrgang 1950, ist Professor fur Altes Testament an der Universitat Gottingen.