Publisher's Synopsis
[Text is in German] Um 1900 geraet das Mensch-Tier-Verhaeltnis in den Sog evolutionistischer, esoterischer und poetischer Diskurse. Im Grenzbereich von menschlichem und nichtmenschlichem Leben formieren sich wirkmaechtige Ideologien und Mythen, die das DifferenzÃ?Â?Ã?Â-schema von Mensch und Tier fundamental angreifen, unterlaufen oder aufkuendigen. Das Tier als Medium und Obsession interessiert sich fuer jene literaÃ?Â?Ã?Â-rischen und theoretischen Interventionen, die affirmativ bis euphoÃ?Â?Ã?Â-Ã?Â?Ã?Â-risch auf die evolutionsbiologisch begruendete Naehe zum Animalischen reagieren. Dabei draengen sich Fragen sozialgeschichtlicher und psychohistorischer Natur auf: Laesst sich die ueberschwaengliche Auseinandersetzung mit Pantoffeltierchen, Ichthyosauriern und Kroeten auf den Wunsch zurueckfuehren, das Amorphe zu inkorporieren und dadurch zu bannen? Ist die Sehnsucht nach der All-Einheit mit dem Organischen eine Reaktion auf Entfremdung in der Moderne? Und wie verhaelt sich die obsessive Hinwendung zur Welt der tierischen Vorfahren und Mitlebewesen zur Hybris, die Schranken des Menschendaseins ueber das ,Medium Tier' gleichsam transzendieren zu wollen? Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob man generell versuchen muesste, Tierliebe mit politischer Krisenstimmung zusammen zu denken, und wenn ja: was das wiederum in Hinblick auf die gegenwaertige Konjunktur der sogenannten Animal Studies heissen wuerde. Mit dem Sammelband wird eine dezidiert literaturwissenschaftliche Annaeherung an die bizarren und mitunter gar erschreckenden Erscheinungsformen anvisiert, in denen sich das Menschliche und das Nicht-Menschliche koerperlich, institutionell, geschichtlich und nicht zuletzt semiotisch ueberkreuzen. Untersucht werden Sprachformen und Sprechweisen, die auf Tiere Bezug nehmen, Diskurse, die die Vorstellungen von Tiersein und Menschsein konstituieren oder eben aufloesen, sowie die Variationen einer literarischen Sprache, die Tierisches in Texten zu inszenieren vermag. Gefragt wird zudem nach dem Unheimlichen und Abgruendigen, das gerade am Haus- und Dressurtier in Erscheinung tritt. Auf eine verstoerende und bislang kaum erhellte Konstellation machen die gesammelten Beitraege so aufmerksam: dass naemlich Mensch-Tier-Beziehungen um 1900, zwischen Liebe und Grausamkeit, Bio-Utopien und sozialer Krisenstimmung oszillierend, Tierliebe und Misanthropie mitunter auf bedenkliche Weise spiegeln. Mit Beitraegen von KÃ?Â?Ã?¡ri Driscoll, Annette Keck, Jacques Lezra, Werner Michler, Cornelia Ortlieb, Patrick Ramponi, Elisabeth Strowick, Jenny Willner u.a.