Publisher's Synopsis
English summary: In the twelve papers contained in this anthology, designated historians and librarians attempt to draw a comparison between the basic characteristics of the development of the German and Italian library systems under National Socialism and Fascism. The contributions focus on the question of librarians' freedom of action under the respective dictatorships, which is then closely linked to the question of whether there was a governmental interest in ideologically claiming the microcosm of the library or whether the protagonists of the profession actively aimed to rub shoulders with the regime, be it out of political conviction or for their own personal gain. In addition, the analysis of levels of reflection and discourse in librarianship provides insight into both similarities and contrasts with regard to the struggle to come to terms with the past after the change of the political systems. These studies reveal that the librarians' freedom of action under National Socialism and Fascism was considerable, even though the former participants' exculpation strategies tended to accentuate exactly the opposite. German description: Der Sammelband versucht in 12 Beitragen ausgewiesener Geschichtswissenschaftler und Bibliothekare eine vergleichende Bilanz der grundlegenden Entwicklungslinien des deutschen und italienischen Bibliothekswesen in Nationalsozialismus und Faschismus zu ziehen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht dabei die Frage nach den Handlungsspielraumen von Bibliothekaren in der jeweiligen Diktatur, die wiederum aufs engste mit der Frage verknupft ist, ob es ein staatliches Interesse an der ideologischen Vereinnahmung des Mikrokosmos "Bibliothek" gab oder ob die Protagonisten des Berufsstands die Nahe zur Diktatur bewusst suchten, sei es aus politischer Uberzeugung oder um sie zum eigenen Vorteil zu nutzen. Zudem gibt die Analyse bibliothekarischer Reflexions- und Diskursebenen Auskunft uber Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Vergangenheitsbewaltigung nach den politischen Systemwechseln. In diesem Zusammenhang kommt der Selbstmobilisierung als Interpretationsmodell eine entscheidende Bedeutung zu. Selbstmobilisierung ist mehr als nur Kooperation und Kollabo-ration, sie betont die aktive Rolle der Beteiligten. Sowohl das italienische als auch das deut-sche Regime waren ein Stuck weit auf die Bibliothekare angewiesen und liessen ihnen deshalb freie Hand, solange sie die gesetzten Vorgaben respektierten und die gewunschten Leistungen erbrachten. Die Moglichkeiten der Selbstmobilisierung wurden zwar durch beide Regimes bis hin zur Verbrechenpartizipation spektakular erweitert, gezwungen wurde aber niemand. So zeigt sich, dass die Handlungsspielraume der Bibliothekare in Nationalsozialis-mus und Faschismus erheblich waren, auch wenn nach 1945 die Exkulpationsstrategien der vormals Beteiligten gerade das Gegenteil betonten.