Publisher's Synopsis
Menschen sterben. In unserer Gesellschaft findet diese Lebensphase meist im Krankenhaus oder in anderen Gesundheitsinstitutionen statt. Nicht selten wird im Zusammenhang mit dem Lebensende von schrecklichen, geradezu traumatisierenden Erlebnissen berichtet. Das ist verwunderlich, leben wir doch in einer Kultur, in der Selbstbestimmung einen, wenn nicht den zentralen Wert unserer Gesellschaft darstellt. Man mochte daher meinen, dass gerade am Lebensende dieser bedeutsame Wert in besonderem Masse verwirklicht wird. Stattdessen erleben Menschen ausserhalb der Palliativversorgung Zustande und Situationen, die ihnen Grund geben, der aktiven Sterbehilfe zuzustimmen. Warum ist das so? Warum gelingt die Realisierung von Autonomie am Ende des Lebens in so vielen Fallen nicht? Kann es sein, dass das medizinische Versorgungssystem ein selbstbestimmtes, wurdevolles Sterben systematisch verhindert? Bei dem Versuch, diese Fragen zu beantworten, stosst man auf ein moglicherweise zentrales Problem: Sowohl der Begriff des Sterbens als auch jener der Selbstbestimmung sind unterbestimmte Begriffe. Das heisst, es ist nicht klar, wer wann woruber spricht, entscheidet oder urteilt. Dieses keineswegs rein theoretische Problem fuhrt in der Praxis nicht nur zu Kommunikationsstorungen, sondern behindert - wenn nicht gar verhindert -die aktive Gestaltung der letzten Lebensphase. Keineswegs ist namlich in einer pluralen, liberalen Gesellschaft mit einer hochtechnisierten Medizin offensichtlich und selbstverstandlich, um welche Anspruche ganz konkret es sich bei der Frage der Selbstbestimmung am Lebensende handelt. Heisst das nun, dass die Vorstellung eines selbstbestimmten Lebensendes angesichts der zu erwartenden physischen und psychischen Schwache wie auch der unterbestimmten Situation und der effizienten medizinisch-pflegerischen Versorgung gar nicht realisierbar ist? Moglicherweise kann das vorgestellte Konzept der "gemeinsamen Zielsetzung" die Hurden uberwinden und die Wahrscheinlichkeit fur Selbstbestimmung am Lebensende trotz oder dank der gegenwartigen gesellschaftlichen wie medizinischen Voraussetzungen erhohen.