Publisher's Synopsis
Gemessen an der Gesamtbevolkerung sind junge Erwachsene haufiger von Hilfebedurftigkeit im Sinne des SGB II betroffen und beziehen Arbeitslosengeld II. Die -- sehr heterogene -- Zielgruppe der jungen Hartz IV-Empfanger*innen wird von den Eltern nicht mehr versorgt, verfugt aber (noch) nicht uber eigenes ausreichendes Einkommen und verfolgt auch keinen formalen Bildungsweg. Der Gesetzgeber begegnet dieser Situation mit dem Prinzip des Forderns und Forderns, dem SGB II. Diese Studie beschaftigt sich mit der biografischen Bedeutung des Angewiesenseins auf Arbeitslosengeld II und dem damit verbundenen Kontakt zum Jobcenter. Dazu wird die Interaktion mit den Professionellen, den Arbeitsvermittler*innen, vor dem biografischen Hintergrund der jungen Erwachsenen rekonstruiert. Auf der Grundlage des Sozialen Interaktionismus werden dazu autobiografische Stegreiferzahlungen von 16 jungen Erwachsenen, interaktionsgeschichtliche Interviews mit 10 ihnen zugewiesenen Professionellen und aufgezeichnete Gesprache im Jobcenter in funf Fallen narrationsanalytisch ausgewertet. Im Ergebnis wird deutlich, wie die Komplexitat der Biografien das Bedurfnis nach Autonomie verbirgt und ablenkt; insbesondere kommt der Zusammenhang von Bildung und Autonomie nicht zum Tragen. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, wie die Professionellen innerhalb des gesetzlichen Rahmens agieren, der das Erlangen von Autonomie -- vor allem durch formale und informelle Bildungsprozesse -- nur bedingt befordert.