Publisher's Synopsis
Der Band rekonstruiert die Vorgeschichte der heute allgegenwartigen medialen Informations- und Wissensexplosion in Kultur und Literatur des langen 19. Jahrhunderts. Dabei wird die zwischen Faszination und kulturkritischer Abwehr changierende Diagnose von anwachsenden Papier- und Dingfluten in Gestalt von Daten und Akten der modernen Burokratie, periodischer Presse und individueller wie institutioneller Sammelwut in den Blick genommen. Mit ihr einher gehen Versuche, mittels unterschiedlicher Verfahren des Archivierens Ordnung in die massenhaft angehauften Papiere und Dinge zu bringen - in Archiven im engeren Sinne wie in privaten und offentlichen Sammlungen, Museen und Bibliotheken, aber auch in Werkausgaben, Novellensammlungen und Zeitschriften. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Verarbeitung und Reflexion dieser ersten Informations- und Wissensexplosion in literarischen Archivfiktionen von Jean Paul bis Kurd Lasswitz, ein zweiter auf den vielfaltigen diskursiven und medialen Interferenzen mit den Familien- und Kulturzeitschriften, die einen Grossteil der Erzahlliteratur der Zeit publizieren. Uber eine rein literaturwissenschaftliche Perspektive hinausgehend, wird durch die Integration medientheoretischer und wissenssoziologischer Aspekte so das bislang vernachlassigte Reflexionspotential dieser kulturhistorischen Verfahren und Debatten fur gegenwartige Diskussionen um Big Data und Digital Humanities aufgezeigt.