Publisher's Synopsis
Etwa 20 Prozent aller Muslime leben gegenwartig in mehrheitlich nicht-muslimischen Gesellschaften. In Europa und Nordamerika bilden heute neben sogenannten Gastarbeitern, hochqualifizierten Zuwanderern und deren Nachkommen auch jene, die als Studenten oder Fluchtlinge aus islamisch gepragten Landern kamen, sowie Konvertiten einen festen Bestandteil der Bevolkerung. Mit der Frage, ob das islamische Recht fur diese Muslime grundlegend anders ausgelegt werden muss als fur jene, die in muslimischen Mehrheitsgesellschaften leben, beschaftigen sich islamische Gelehrte seit den 1990er Jahren. Yusuf al-Qaradawi, der wohl popularste sunnitische Gelehrte der Gegenwart, ist einer der ersten, die sich intensiv mit der Rechtsauslegung fur muslimische Minderheiten befasst haben. Sein Konzept des Minderheitenrechts (fiqh al-aqalliyyat) steht im Zentrum der vorliegenden Untersuchung. Sowohl seine theoretischen Ausfuhrungen als auch die praktische Anwendung in Form von Rechtsgutachten (fatawa) werden hinsichtlich der Frage analysiert, wie al-Qaradawi muslimische Minderheiten im Kontext westlicher, mehrheitlich nicht-muslimischer Gesellschaften verortet. Die Studie leistet somit einen Beitrag zur aktuellen Debatte um Muslime im Westen und bildet zugleich den Ausgangspunkt fur eine Einordnung des Untersuchungsgegenstandes in den weiteren Diskurs um gegenwartige Entwicklungen des islamischen Rechts.