Publisher's Synopsis
In den letzten vier Dekaden hat der Begriff 'neobarroco' als Charakterisierung der hispanoamerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts zunehmend an Konsistenz verloren. In der vorliegenden Studie wird erstmals zwischen dem 'neobarroco cubano' als spezifischer Romanpoetik, die sich aus dem Werk von Severo Sarduy ableiten lasst, und dem 'neobarroco' als bezeichnendem Phanomen der Literaturen Hispanoamerikas unterschieden. Die poetischen Mechanismen des 'neobarroco cubano' lassen sich, wie in der Untersuchung der literaturtheoretischen Texte Sarduys deutlich wird, sowohl auf kulturtheoretische Denkfiguren von Lezama Lima als auch auf semiotische und psycho-analytische Theoreme zuruckfuhren, die Sarduy als Freund einiger Mitglieder der Gruppe Tel Quel rezipiert und weitergedacht hat. Anhand der Analyse ausgewahlter Romane von Severo Sarduy, Reinaldo Arenas, Guillermo Cabrera Infante, Virgilio Pinera und Jose Lezama Lima werden die Genese und Rezeption der Poetik des 'neobarroco cubano' dargelegt und anschliessend mit Lezama Limas 'barroco americano', dem bedeutendsten Konzept des 'neobarroco', kontextualisiert.