Publisher's Synopsis
Der fur die Unterbringung der Wiener Universitat bestimmte Bau wurde 1753/1755 nach dem Entwurf des aus Lothringen stammenden Architekten Jean Nicolas Jadot errichtet. Die feierliche Eroffnung durch Kaiser Franz I. Stephan und Maria Theresia fand im April 1756 statt. Im Jahr 1857 wurde das Gebaude der 1847 von Kaiser Ferdinand I. gegrundeten Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften - seit 1945 Osterreichische Akademie der Wissenschaften - ubergeben. Der Bauplatz fur die neue Universitatsaula war nicht zufallig gewahlt, befindet er sich doch in jenem Stadtviertel, in dem seit dem spaten 14. Jahrhundert die Gebaude der Universitat angesiedelt waren. Die urbanistischen Vorgaben und die schmale Bauflache verlangten eine ungewohnliche Disposition dieser "Neuen Aula". Die zum Platz hin ausgerichtete Schmalseite musste durch die Hauptfassade hervorgehoben werden. Mit ihr war eine neue Schauwand mit der bislang dominanten Front der Universitatskirche der Jesuiten in Konkurrenz getreten, was eine Neuordnung des optischen Bezugssystems des Platzraums zur Folge hatte. Die solcherart erreichte Schwachung des sakralen Kontextes des Platzes entspricht symbolhaft der durch den Bau der "Neuen Aula" manifesten Neuorganisation der Universitatslehre, die in sukzessiven Schritten bis 1759 der "Gesellschaft Jesu" entzogen worden ist. Stand am Beginn die leitende Vorstellung, im Neubau womoglich fur alle Professoren der juridischen und medizinischen Fakultat Wohnungen einzurichten, so kann dies unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, die von der Universitatsreform besonders betroffenen praxisnahen Fakultaten (Medizin und Jurisprudenz) zu bevorzugen. Treibende Kraft hinter der zugigen Realisierung des Baues war der Protektor der Wiener Universitat, Erzbischof Johann Joseph Graf Trautson, dem Maria Theresia im Marz 1753 samtliche Bauagenden ubertragen hatte. Spatestens ab Februar 1754 wurde die Zusammenfassung der vier Fakultaten im Neubau zum Programm erhoben und damit die Zusammengehorigkeit der akademischen Disziplinen betont - ein Gesichtspunkt, dem in uberzeugender Weise auch das Konzept zur malerischen Ausstattung des Festsaals (Gregorio Guglielmi, 1755) Rechnung tragt. Soweit heute aus den Schrift- und Bildquellen erschlossen werden kann, ist die Errichtung des neuen Universitats-gebaudes keinesfalls als isolierter Akt zu werten. Sie war letztlich Teil eines umfassenden Konzeptes, das dem seit dem Mittelalter hier angesiedelten Universitatsviertel klarere Strukturen gegeben und dieses auch stadtebaulich neu definiert hatte. Die vorliegende Publikation geht in detaillierter Weise der Geschichte und der Ausstattung der ehemaligen Universitatsaula, dem heutigen Hauptgebaude der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, nach und beschreibt anhand zahlreicher Text- und Bildquellen Genese und Funktion dieses Bauwerks.