Publisher's Synopsis
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Ethnologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Am 21.06.2016 verhängte das Landgericht Augsburg in zweiter Instanz eine zweijährige Haftstrafe ohne Bewährung gegen eine 56-jährige Lehrerin aus einer der Communities der religiösen Bewegung Twelve Tribes (TT) in Bayern. Grund dafür war der Vorwurf, sie hätte mehrere Kinder der Gemeinschaft häufig sehr stark mit einer Rute geschlagen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1973 stehen die TT im Verdacht der Kindesmisshandlung, was immer wieder polizeiliche Ermittlungen gegen sie zur Folge hatte. Doch nie zuvor gingen staatliche Behörden derart konsequent gegen sie vor. Und das, obwohl die TT schon immer recht offen mit ihrer umstrittenen Erziehungsform umgehen. So schreiben sie auf ihrer Website: "Because we love our children we do spank them. [...] When they are disobedient or intentionally hurtful to others we spank them with a small reed-like rod, which stings but does not damage. The rod removes guilt from their soul and trains them to do good" (TT 2016c). Ich selbst verbrachte im Jahr 2015 insgesamt acht Wochen in einer US-amerikanischen Community der TT in Oneonta/NY. Im Rahmen meines Ethnologiestudiums führte ich dort eine Teilnehmende Beobachtung durch, interviewte zahlreiche Mitglieder und Gäste der Gemeinschaft und fertigte Filmaufnahmen des Alltagslebens an. Im Laufe meiner Forschung konnte ich beobachten, dass die Züchtigung der Kinder im gemeinschaftlichen Leben der TT eine bedeutungsvolle Stellung einnahm - bedeutungsvoller als viele andere in die "kulturelle Praxis" umgesetzte biblische Normen. Ausgehend von dieser Beobachtung möchte ich in dieser Arbeit untersuchen, warum das Spanking derart zentral für die TT zu sein scheint. Dafür möchte ich diese Erziehungsmethode als symbolische Handlung, mit Bezug auf Clifford Geertz also in ethnographischer Perspektive als Text