Publisher's Synopsis
Die Opferschau stellte im Alten Orient die einfachste und sicherste Moglichkeit dar, auf direktem Weg mit der Sphare des Gottlichen zu kommunizieren. Hierbei wurde im Zuge eines bestimmten Rituals eine Frage an die Gotter formuliert, deren Antwort an dem Erscheinungsbild der Eingeweide eines Opfertieres abgelesen wurde. Rasch entwickelte sich die Opferschau zu einem hochkomplexen Wissensgebiet, das speziell geschulte Spezialisten erforderte, die sich der Auslegung der Befunde auf den Organen des Opfertieres sowie dem Studium der umfangreichen textlichen Tradition zur Opferschau-Hermeneutik widmeten. Die zahlreichen bei den deutschen Grabungen in Assur gefundenen Opferschau-Texte, die aus der Zeit vom 13. bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. stammen, belegen das Interesse der Assyrer an dieser Divinationstechnik, das sich auch in der Uberfuhrung von babylonischen Opferschau-Texten nach Assur und in der Entstehung von eigenen Opferschauserien in der assyrischen Hauptstadt manifestierte. In Band 5 der Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts werden neben einer ausfuhrlichen Einleitung zur altorientalischen Opferschau und der spezifischen assyrischen Tradition dieses Genres 74 neue Texte und Textfragmente zur Opferschau in Keilschriftkopie vorgelegt und zusammen mit 48 bereits in Keilschriftkopie publizierten Texten bearbeitet; hierbei werden auch Duplikattexte aus anderen Fundorten berucksichtigt.