Publisher's Synopsis
Excerpt from Die Frau Ohne Schatten
Die Amme vernemte heftig. Also wirft sie noch keinen Schatten? Fragte der Bote weiter. Keinen, nef die Amme, ich da1f es dinbeteuern wie den Elf, die vor dir kamen, so oft ein Mond geschwun den war. So wenig wirft Sie Schatten, als wenn ihr Leib von Bergkristall wäre. Ja, was sie hinter sich läßt, Sterne, Rasen oder Wasser, leuchtet nach her stärker auf, so als wären es Smaragden und Topas. Danke deinem Schöpfer, daß dem so ist, danke ihm auf den Knien, leichtfertiges strafbares 'eib. Leichtfertig! Strafbar! Sollte ich einen glitschigen Fisch im Wasser mit meinen Händen packen? Konnte ich eine junge störrische Gazelle an den Hornern festhalten? Warum hat er ihr die Gabe der Verwandlung gegeben? So war sie Ja schon den Menschen verfallen! Was fruchtete meine \vachsamkeit, meine beständige Angst! Geprüft müssen alle werden, entgegnete der Bote. Und warum, gab die Amme zurück, hat sie die schöne Gabe wiederum verloren, die ihr jetzt not tale, wodurch sie vielleicht dem Verhäugms auf dem gleichen Wege, wo sie ihm verfiel, längst wieder entschlüpft ware! Alles ist an eine Zeit gebunden, sonst waren es keine Prüfungen. Zwölf Monde sind hinab, drei Tage kommen nun! Drei Tage! Rief die Amme voll unruäßiger lremle. Der Bote sah sie streng an. Wer hat dich belehrt, sagte er, die Augenblicke gegeneinander ahzu schätzen? Nimm dich zusammen und wache über ihr mit hundert Augen. Das goldene Wasser ist auf der Wanderschaft, es wäre nicht gut, wenn sie ihm begegnete. Das Wasser des Lebens? Rief die Amme, ich habe es me sprmgen sehen, ich weiß, es ist voll geheimer Gaben, könnte es ihr zu einem Schatten verhelfen? Sie hätte gerne noch vnel gefragt, aber ihr war, als hörte sie hinter sich im Schlafgemach ein Geräusch. Sie wandte den K0pf und sah beim matten Schein der Ampel den Kaiser, der sich leise von der Seite seiner schlafenden Frau erhoben hatte und völlig angekleidet dastand. Schnell kehrte die Amme sich wieder um: der Bote war verschwunden, und es schien die Hellig keit, die ihn umgab, slcl1 in die ganze Atmosphäre verteilt zu haben. Der Kaiser trat leichten Fußes über den Leib der Amme hinweg, die ihr Gesicht an den Boden drückte. Er achtete ihrer so wenig, als läge hier nur ein Stück Teppich. Er ging schnell bis an den Rand des Daches vor, und sein vorgebogener Kopf spähte in die fahle Dämmerung hinaus. Die erfrischte Luft trug ihm aus mäßiger Ferne zu, was er zu hören begehrte. Man führte leise durch die Platanen sein Pferd heran, dem er die Hufe stetsrnfit/ Tüchern zu umwinden befohlen hatte.
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