Publisher's Synopsis
Excerpt from Entwicklungsgeschichte der Modernen Kunst, Vol. 3 of 3
Michelangelo geht mit der Malerei noch viel weniger bedenklich um als zur gleichen Zeit mit der Skulptur. Jeder verhauene Marmor verrät gesichertere Traditionen als das Jungste Gericht.) Die untransportable Kostbarkeit entzieht sie länger dem Privathaus und bewahrt sie vor vorzeitiger Verbürgerlichung. Es gibt kein Holland des siebzehnten Jahrhunderts in der Plastik. Malerei war längst Besitz bestimmter Rassen, bestimmter Klassen geworden, als die Skulptur immer noch ein mehr oder weniger geachtetes Allgemeingut der Menschheit blieb, ein Medium, das mehr zu der Gemeinde als zum Künstler hielt. Die Lücke von zwei Jahrhunderten in der deutschen Kunst wurde nur in Zeiten bedingungsloser Hegemonie der Malerei so kraß empfunden. Wenn einmal eine noch junge Forschung den Beitrag Deutsch. Lands zur Skulptur geklärt haben wird, muß ein anderes deutsches Kulturbild jener Zeiten entstehen. Dann wird die volkstümliche Erklärung, der Dreißigjährige Krieg habe allein schuld an unserem Mangel an älteren Bildern, noch deutlicher ihre Um tiefen erweisen, und man wird die wirklichen, keineswegs beschämenden Hems mungen erkennen, die sich unserer Teilnahme an der Entwicklung der Malerei im siebzehntenünd zumal im achtzehnten Jahrhundert widersetzten.
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