Publisher's Synopsis
In den uber 170 Karten und Briefen, die Karl Barth und Emil Brunner zwischen 1916 und 1966 wechselten, spiegeln sich 50 Jahre Theologiegeschichte - und in den Jahren des deutschen Kirchenkampfes und der Selbstbehauptung der Schweiz im Zweiten Weltkrieg auch ein aufregendes Stuck europaischer Geschichte. Zugleich zeigt uns der Briefwechsel als Dokument einer zeitweise von heftigen Gegensatzen bewegten Freundschaft zwei eindrucksvolle Charakterkopfe. Immer neu geht die Auseinandersetzung um die Grundfragen: Was ist die Sache der Theologie - im Gegenuber zu Philosophie, Kultur und Gesellschaft? Wie findet die Kirche zu ihrer Sache? Und wie findet sie zu ihrer lebendigen Gestalt? Was ist ihre Verantwortung gegenuber dem Staat? Und wie bewahrt sie sich in den gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen? Der Briefwechsel fuhrt so mitten hinein in die Weggemeinschaft und das Spannungsfeld der Dialektischen Theologie. Die theologischen Themen der Zeit werden hier in lebhafter Unmittelbarkeit diskutiert: der Religiose Sozialismus, die Kritik am Neuprotestantismus, das Problem von Schrift und Offenbarung, spater die Frage der naturlichen Theologie, die Barmer Theologische Erklarung und die Oxford-Gruppenbewegung, die Stellung zum Hitlerstaat und zum Kalten Krieg. In geradezu dramatischer Weise reden und ringen die Freunde miteinander, sie reiben sich hart aneinander und lassen sich doch nicht los. Der bewegende Schlusspunkt der Beziehung ist der Zuspruch des barmherzigen Ja-Worts Gottes an den sterbenden Brunner. So wirft der Briefband nicht nur neues Licht auf die Dialektische Theologie, die ein bestimmender Faktor der Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts war. Er fuhrt zugleich an Brennpunkte theologischen Fragens auch in der Gegenwart. Eberhard Busch, Jahrgang 1937, studierte Theologie und war von 1965 bis 1968 als Assistent von Karl Barth tatig. Spater arbeitete er als Pfarrer in Uerkheim, Aargau, und als Professor fur Reformierte Theologie in Gottingen. Karl Barth (1886-1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tubingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Romerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Gottingen ein, spater wurde er Ordinarius in Munster und Bonn. Er war Mitherausgeber von Zwischen den Zeiten (1923-1933), der Zeitschrift der Dialektischen Theologie. Karl Barth war der Autor der Barmer Theologischen Erklarung und Kopf des Widerstands gegen die Gleichschaltung der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 wurde Barth von der Bonner Universitat wegen Verweigerung des bedingungslosen Fuhrereids entlassen. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, Die Kirchliche Dogmatik, ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.