Publisher's Synopsis
Die Erfindung des Vampirs beginnt 1732 mit einem Medienereignis. Berichte uber wiederkehrende Tote aus der osterreichischen Peripherie elektrisierten den Pressemarkt der Aufklarung. Mediziner, Philosophen und Theologen diskutierten aufgeregt die unerhorte Begebenheit und die politische Publizistik nutzte den "Blutsauger" sogleich als Ausbeutungsmetapher. Wenig spater war der Vampir als Aberglauben abgehakt, aber keineswegs erledigt. Im langen 19. Jahrhundert war der Vampir nicht nur in Literatur, Theater und Oper erfolgreich, sondern auch in Sachpublikationen. Autoren aus Reiseliteratur, Volkskunde, Naturphilosophie, Psychiatrie und Psychoanalyse erschufen in ihren Schriften den Vampir als vieldeutige Gestalt: Aberglauben der Osteuropaer, Fledermaus, Energiesauger, Sadist und Lusttraum. Das Kino fugte diesen Geschichten eine visuelle Ebene bei, Vampire wurden fortan bildlich imaginiert. Als Reflexionsfigur von Grenzzustanden blieb der Vampir damit bis ins 20. Jahrhundert aktuell, bevor Parasiten und Viren zur wichtigsten Metapher des Anderen wurden. Bernhard Unterholzner kartiert in Die Erfindung des Vampirs das wuchernde Geflecht von Diskursbeitragen bekannter wie vergessener Autoren, das die Figur des Vampirs formte. Das Buch versammelt grosse Debatten und unterhaltsame Scharmutzel und macht verstandlich, wie der Vampir zu der mythischen Figur wurde, die wir heute kennen.